75 und kein bisschen leise

Kallfass feierte sein 75-jähriges Betriebsjubiläum mit einer zweitägigen Veranstaltung im Werk Klosterreichenbach und ermöglichte seiner Belegschaft eine Werksbesichtigung bei seinem langjährigen Kunden best wood Schneider in Meßkirch.

Am 7. Juni gab es beim Mechanisierungsspezialist Kallfass, Baiersbronn-Klosterreichenbach/DE, Grund zum Feiern: Das Unternehmen besteht seit 75 Jahren. Dieses Jubiläum nahm man zum Anlass, sowohl Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden als auch die Einwohner von Baiersbronn zu einer Party in der neuen Werkshalle einzuladen. Am Vormittag führte ein Betriebsausflug zu best wood Schneider nach Meßkirch/DE, wo sich Kallfass mittlerweile zu Recht als Haus-und-Hof-Lieferant bezeichnen darf.

Kallfass feiert in diesem Jahr eine 75-jährige Erfolgsgeschichte im Maschinen- und Anlagenbau. Das Unternehmen wird heute in dritter Generation von Ernst und Volker Kallfass sowie Hans Haist geführt. Seit der Gründung hat man weit über 1000 komplexe Projekte für die holzverarbeitende Industrie realisiert. Vor allem als Mechanisierungsspezialist und Lösungspartner hat sich das Schwarzwälder Traditionsunternehmen weltweit einen Namen gemacht.

Für die 75-Jahre-Feier, bei der man rund 450 Gäste begrüßen konnte, hat Kallfass die Produktionshalle in eine Partymeile verwandelt. Eine Musikband, diverse Foodtrucks sowie eine Cocktailbar boten die Rahmenbedingungen für eine ausgelassene Abendveranstaltung. Am 8. Juni veranstaltete man einen Tag der offenen Tür, bei dem sich Interessierte bei Führungen durch das Werk ein Bild vom Produktionsumfang des Maschinenbauers machen konnten.

Kallfass anniversary 2024

Volker Kallfass begrüßte die Gäste zur 75-Jahr-Feier, darunter auch die Kollegen aus Wernigerode

Kallfass anniversary 2024

Passender Rahmen: Im Zuge des Festes konnte gleich die neue Werkshalle eingeweiht werden

Kallfass anniversary 2024

Ausgelassene Stimmung bei der Party mit der Band Fatcat

Kallfass anniversary 2024

Mit der Musik wurde die Werkshalle kurzerhand zur Tanzfläche

Sukzessiver Ausbau

1949 von Ernst sen. und Frida Kallfass als Handwerksbetrieb in Klosterreichenbach gegründet, führte man zunächst Reparaturarbeiten für die heimische Holzindustrie durch. Bald entwickelte der findige Unternehmer eigene Maschinen, wie die Nut- und Zinkenfräs- oder die Brennmaschine. Eine wegweisende Richtung nahm das Maschinenprogramm 1965 mit der Entwicklung der Mehrfachablängsäge: Diese Zuschnittanlage wurde aufgrund der Marktreife der Europaletten zur Massenerzeugung von Fixlängen entwickelt. In dessen Folge kamen von Kallfass die ersten Stapelautomaten für Schnittholz auf den Markt. Durch kontinuierliche Weiterentwicklung, auch für unbesäumte Ware, ist diese Mehrfachablängsäge weiterhin die marktführende Maschine.

Mit 24 Jahren trat 1975 Ernst Kallfass ins elterliche Unternehmen ein. Neun Jahre später wurde ihm der Staffelstab als Geschäftsführer übergeben. Mit stetem Rückhalt seiner Frau Ursula konnte er danach eine bemerkenswerte Entwicklung des Unternehmens einleiten. Mit dem Einstieg in den Bau von Hobel- und Sortierwerken erschloss er neue Kundenkreise und wechselte von der reinen Weiterverarbeitung in den Sägewerksbereich, wo die ersten Abläng- und Stapelanlagen zum Einsatz kamen. Um der gestiegenen Produktionskapazität gerecht zu werden, gründete er 1992 ein Zweigwerk in Wernigerode/DE. Zudem wurde der Hauptsitz in Klosterreichenbach beständig ausgebaut. Nach dem Erwerb der ehemaligen Maschinenfabrik Braun 2019, welche nun als Zwischenlager und für Testinstallationen genutzt wird, hat Kallfass 2023 die Produktion um 750 m² erweitert. Darin befinden sich jetzt die Endmontage sowie eine neue Lackieranlage. Letztere wurde als zwei hintereinanderstehende Kabinen mit jeweils 10 m Länge konzipiert. Die Kabinen lassen sich im Bedarfsfall öffnen, um besonders lange Maschinenteile lackieren zu können.

Aktuell beschäftigt Kallfass rund 140 Mitarbeiter Die Anlagentechnik wird komplett im eigenen Hause entwickelt, projektiert, konstruiert, gefertigt, lackiert und vormontiert. In der Elektroabteilung werden die Schaltschränke im hauseigenen Schaltschrankbau gefertigt und die umfassenden Programme geschrieben. Über die Jahre erweiterte Kallfass seine Produktpalette sukzessive und bietet heute Anlagen und komplette Mechanisierungen samt Sicherheits- und Steuerungskonzepten für die Herstellung von Bauholz, Holzpackmitteln, Bau- und Gartenholz sowie Leimholzprodukten an.

Vor sechs Jahren richtete Ernst Kallfass sein Unternehmen für die Zukunft aus. Er ernannte seinen Sohn Volker Kallfass und seinen langjährigen Weggefährten Hans Haist zu weiteren Geschäftsführern. Ernst Kallfass zog sich nach und nach aus dem operativen Geschäft zurück, um sich auf die strategische Ausrichtung zu konzentrieren.

Kallfass GmbH

Ehrung durch die IHK Nordschwarzwald und Überreichung der Urkunde am Tag der offenen Tür (Foto Kallfass)

Komplexe Mechanisierungen

In der Branche kennt man Kallfass als einen Maschinenausstatter, welcher die Anforderungen der Kunden mit den gegebenen Platzverhältnissen in Einklang bringt und situativ die beste technische Lösung erarbeitet. Neben einer maximalen Produktionsleistung steht auch ein möglichst hoher Automatisierungsgrad für den Kunden im Vordergrund. Manch eine Verfahrenslösung zur Automatisierung war so einzigartig, dass sie patentiert wurde. So erhielt Kallfass etwa in den 1980er-Jahren das Patent für die erste lagenweise Schnittholzverarbeitung oder 2019 das Patent für sein Roboterhandling.

Aber nicht nur Mechanisierungen zählen zum Portfolio von Kallfass: 2019 brachte der Anlagenbauer auch eine Brettsperrholz-Presse auf den Markt.

Haus-und-Hof-Lieferant

Ein Kunde, der auf die vielfältigen Lösungen von Kallfass bereits mehrfach zurückgegriffen hat, ist best wood Schneider. Am Standort in Meßkirch lieferte Kallfass die komplette Mechanisierung – von der Frisch- und Trockensortierung sowie der Anbindung an den Kanaltrockner bis hin zur Zuführung der Ware über die Vorhobelung bis in das Brettsperrholz-Werk – sowie auch die BSP-Presse selbst inklusive zahlreicher Detaillösungen. Um allen Mitarbeitern die Gelegenheit zu geben, „ihre“ Arbeit auch live zu sehen, organisierte Kallfass vor dem Fest am 7. Juni einen Betriebsausflug zu best wood Schneider, an dem auch die Wernigeröder Kollegen und deren Partner teilnahmen. Neben Meßkirch-Standortleiter Andreas Schilling und Juniorchef Max Schneider ließ es sich auch Geschäftsführer Ferdinand Schneider nicht nehmen, mit einer Gruppe eine Führung durch das Werk zu machen und auf die Besonderheiten der Produktion hinzuweisen.

Über das Sägewerk und die Kallfass-Sortieranlage sowie die CLT-Produktion in Meßkirch hat der Holzkurier bereits berichtet (s. Holzkurier Heft 14/2024, S. 22 bis 23, sowie 10/2023, S. 12 bis 13). Ein eher kleinerer, aber dennoch sehr wichtiger Part von Kallfass betrifft die Vorhobelung: Sämtliche Bretter gelangen nach der Trocknung via Förderbänder online zu einem Schüsselungsscanner, woraufhin die Hölzer bei Bedarf auf die richtige Seite gedreht werden. Danach beschleunigt der ebenfalls von Kallfass stammende Hobeleinzug die Hölzer auf bis zu 250 m/min, bevor diese mit einer Hobelmaschine egalisiert werden. Anschließend paketiert Kallfass die Ware im Kreuzversatz, umreift die Stapel und bringt sie über Rollengänge zu einem Hochregallager mit 1450 Plätzen.

Ferdinand Schneider (li.) führte die Kallfass-Belegschaft persönlich durchs Werk, im Bild mit Hans Haist

Kallfass sorting line

Für großes Interesse sorgten natürlich die Kallfass-Installationen bei best wood Schneider, wie hier die Frisch- und Trockensortierung, ...

… die Inlinezuführung der getrockneten Bretter und die Wendevorrichtung …

Kallfass Planing Feeder

… sowie der Hochleistungseinzug in die Vorhobelung

Weitere aktuelle Projekte

Als aktuelle Hobelwerksprojekte nennt Haist die Lieferungen an Rettenmeier Baltic Timber in Lettland mit einem maximalen Hobelvorschub von 400 m/min sowie das komplexe Hobelwerk von Dold in Buchenbach/ DE, das auf zwei Stockwerken installiert wird.

best wood Schneider, Rettenmeier Baltic Timber und Dold sind nur ein kleiner Auszug an aktuellen Projekten. Kallfass berichtet von einer derzeit guten Auftragslage und einer ungebrochen hohen Nachfrage.

Text und Bilder: Martina Nöstler, Holzkurier Ausgabe 17/2024