A&J Scott, UK investiert in neue Linie

Robert Scott ist begeistert: „Die Kallfass-Anlage zur Herstellung von Zaunpfählen ist wie ein Schweizer Armeemesser, wir können alles damit machen“.

A&J Scott hat seine Produktion in der wertschöpfenden Weiterverarbeitung von Schnittholz mit einer neuen automatisierten Fertigungslinie von Kallfass erweitert. Robert Scott, Geschäftsführer von A&J Scott, beschreibt Stephen Powney, wie sehr die Investition die Betriebsabläufe seines Unternehmens revolutioniert hat.

Das alteingesessene Familienunternehmen A&J Scott gehört zu den wenigen Firmen in der Holzindustrie, die ihren Betrieb während des durch die Coronavirus-Pandemie hervorgerufenen Lockdowns aufrechterhalten haben. Das Unternehmen mit Sitz in Alnwick in Northumberland verfügt über ein großes Produktangebot und konzentriert sich vor allem auf Zaunbaukomponenten und Produkte für den Garten- und Landschaftsbau, die derzeit eine starke Nachfrage erfahren. Die aktuell getätigte, beträchtliche technologische Investition in eine neue automatisierte Kallfass-Produktionslinie zur Weiterverarbeitung von Schnittholz, hat besonders in dieser besonderen Zeit dazu beigetragen den Bedarf zu decken. „Wir konnten die ganze Zeit über unseren Zweischichtbetrieb aufrechterhalten, einschließlich der ersten zwei bis drei Wochen des Lockdowns, als die Aussichten für viele Menschen sehr düster waren“, berichtet Robert Scott, Geschäftsführer von A&J Scott. „Insgesamt sind nur zwei Schichten aufgrund von Quarantänemaßnahmen ausgefallen.“ Zu Beginn lief das Sägewerk ein paar Wochen lang mit einer Kapazität von 75 %, doch bereits wenige Wochen später war der normale Betriebszustand wieder erreicht. „Im Wesentlichen lief es für uns gut. Der Sektor Zaunbau, Garten- und Landschaftsbau hat eine sehr starke Nachfrage erfahren und ich würde sagen, es ist uns gelungen davon bestmöglich zu profitieren. Seit April ist diese Nachfrage kaum noch zu stillen und wir haben zu kämpfen, die gewünschte Menge an Holz bereitzustellen.“ „Die Umstände haben uns in die Karten gespielt. Viele Menschen saßen zuhause mit 80 % ihres Gehalts und einer Aussetzung ihrer Hypothekenzahlung. Sie mussten nicht arbeiten aber konnten auch nirgendwo hingehen, die Pubs waren geschlossen, Sportveranstaltungen gab es keine. Es blieb also nichts weiter übrig als daheim zu sitzen und auf die Zäune zu schauen, die vermutlich durch die Stürme im Februar Schaden genommen hatten. All diese Menschen beschlossen, in ihre Gärten zu investieren und das ist natürlich großartig für uns.“ Die Entscheidung anderer Sägewerke eine Zeit lang zu schließen, öffnete A&J Scott die Türen zu potentiellen Neukunden. „Unser Kundenstamm ist heute wesentlich größer als vor dem Ausbruch der Pandemie. Für uns war es insgesamt zwar eine schwierige aber letztendlich doch positive Erfahrung.“

Investition in Technologie von Kallfass
A&J Scott verfügt über eine Hauptsägewerkslinie (eine Hybridlinie mit Elementen von Soderhamn Eriksson und Brodbaek) für das Sägen von kleinen und mittelgroßen Stämmen sowie über eine zweite Linie (EWD) für übergroße Stämme. Bei der neuen, im Mai 2019 installierten Kallfass-Linie liegt der Fokus auf der Weiterverarbeitung.

„Unsere Schnittholzverarbeitung war ziemlich umfangreich und wurde größtenteils manuell durchgeführt. Über die Jahre uferte dieser Bereich geradezu aus mit seinen vielen Kleinmaschinen, die über den gesamten Standort verteilt waren“, erklärt Robert Scott. „Wir wollten die Weiterverarbeitung konsolidieren und in diesem Zuge auch gleich die Maschinen auf den neusten Stand bringen. Im Wesentlichen ging es darum, die zu verarbeitende Holzmenge pro Stunde und Mitarbeiter zu steigern, und genau das konnten wir mit der Kallfass-Linie erreichen. Gleichzeitig gelang es uns die Arbeits- und Umweltschutzbedingungen zu verbessern und die wertschöpfende Weiterverarbeitung mit Blick auf die nächsten 10 bis 20 Jahre zukunftssicher machen.“ An erste Gespräche zwischen A&J Scott und Kallfass vor drei Jahren schlossen sich Besuche bei Kallfass-Kunden in Deutschland und den Niederlanden sowie mehrere Besuche in Alnwick an, um eine Lösung für die Automatisierung der Produktionsprozesse in der Weiterverarbeitung des Sägewerks auszuarbeiten. „Wir haben uns genau angesehen, was auf dem Markt verfügbar war“, fügt Robert Scott hinzu. „Für uns war die Lösung von Kallfass ebenso wie die angebotenen Maschinen und Anlagen die beste Wahl, daher haben wir uns für Kallfass als Lieferant entschieden und das Projekt gemeinsam mit Kallfass weiterentwickelt.“ Obwohl A&J Scott zuvor noch nie mit Kallfass als Technologie-Anbieter zusammengearbeitet hatte, wurde Kallfass der Projektpartner für die schlüsselfertige Anlage. „Wir haben die Fertigungslinie konzipiert, die verschiedenen Maschinen integriert und schließlich die gesamte Linie im Gebäude installiert“, erklärt Matthias Link, Projektleiter bei Kallfass. Zu der von Kallfass bereitgestellten Technologie gehören Maschinen und Anlagen zum Mehrfachablängen, Umreifen, Anspitzen, Abrunden, Stapeln und Entstapeln. Ebenfalls integriert wurden eine bereits vorhandene Trennbandsäge, eine neue Hobelmaschine von Rex, eine Leistenbündelung von Mosca und eine Umreifungsanlage von Fromm. Die Kosten für das gesamte Projekt lagen in der Größenordnung von 4 Millionen Pfund und die Montage nahm rund sechs Monate in Anspruch. Auf engem Raum sind nun sämtliche Arbeitsschritte für die Fertigung von Zaunbauprodukten in einer vollautomatischen Produktionslinie integriert. Der Prozess beginnt damit, dass das Rohmaterial mit einer Länge zwischen 800 und 4900 mm, einer Breite von 75 bis 250 mm und einer Stärke von 16 bis 200 mm mithilfe eines Gabelstaplers in die Fertigungslinie aufgegeben wird. Dann folgen die Arbeitsschritte Vakuumentstapeln, Mehrfachablängen, Post Pointing (Anspitzen von Zaunpfählen), Rundfräsen der Zaunlatten, horizontales Auftrennen von Kanthölzern, Vereinzeln und Hobeln sowie Bündeln von Leisten, Mehrfachablängen und Stapeln/Umreifen. „Wir verfügen über ein sehr großes Produktangebot von 450 mm langen Holzpfählen mit den Maßen 50x50 mm und vierseitiger Spitze bis hin zu Fußbodendielen und allem, was dazwischenliegt, wie beispielsweise Zaunlatten, Keilprofilbrettern und Zaunaufsatzleisten“, fügt Robert Scott hinzu. „Vor Installation der Kallfass-Linie produzierten wir alles auf kleineren Maschinen, unser Ziel war es daher eine Konsolidierung zu erreichen, das heißt die kleinen Maschinen aus der Produktion zu nehmen, technologisch aufzurüsten und unsere Kapazität zu erhöhen.“

Neue Anlagenmerkmale
Zu den größten Errungenschaften von A&J Scott gehört der umfangreiche Ausbau des Post Pointing Geschäftsbereichs. „Kurz bevor wir den Auftrag für die Produktionslinie erteilten, konnten wir den Markt für Einzäunungen von Autobahnen und Schnellstraßen für uns gewinnen“, erklärt Robert Scott. „Für diesen Marktbereich müssen viele Pfähle angespitzt werden. Bisher hatten wir dafür einen Vollzeitmitarbeiter, der diese Arbeit manuell ausführte und ständig Überstunden machen musste, um der Arbeit nachzukommen. Dank der Kallfass-Linie können wir jetzt die Nachfrage während der normalen Arbeitszeit und in einem Bruchteil der vorher benötigten Zeit befriedigen.“ „Wir haben bisher ein bis zwei Pfähle pro Minute bearbeitet und sind jetzt bei maximal 10-12 Pfähle pro Minute, das bedeutet eine enorme Produktivitätssteigerung. Man kann wirklich sagen, dass das System unsere Produktionsprozesse förmlich revolutioniert hat.“ Kallfass hat eine vollautomatische Post Pointing Anlage mit vier Sägeeinheiten für das Anspitzen von Zaunpfählen mit Maßen bis zu 200 x 200 mm entwickelt. Matthias Link hob besonders die für das Abrunden der Zaunbretter benötigte Profilfräse als wichtiges Merkmal hervor. „Mit dieser Fertigungslinie stellt Kallfass unter Beweis, dass wir den gesamten Prozess von der Herstellung der Zaunelemente bis hin zum Anspitzen der Zaunpfähle in nur einer Linie integrieren können. Es gibt keine andere Linie, die so viele Funktionen in sich vereinigt. Die Entwicklung war nicht einfach, aber das Endergebnis ist wirklich beeindruckend.“ „Bei dieser Linie standen vor allem das Post Pointing, die Beschickung der Hobelmaschine sowie die Integration der bereits vorhandenen Trennbandsäge im Vordergrund.“ „Im Zusammenspiel mit anderen Prozesselementen der Fertigungslinie können wir vor allem dank der Post Pointing Anlage auf sehr flexible Art und Weise verschiedenste Produkte anbieten“, fügt Robert Scott hinzu „Die Fertigungslinie kann Pfähle anspitzen, Einschnitte vornehmen, Bretter bündeln, stapeln und mehrfachablängen. Diese Fertigungslinie kann einfach alles, fast wie ein Schweizer Taschenmesser!“

Erhöhte Vorschubgeschwindigkeit
Die Keilprofilbretter werden zunächst auf Länge gesägt und anschließend in der gleichen Linie zu Paketen gestapelt, dadurch werden deutlich höhere Vorschubgeschwindigkeiten erzielt, bemerkte Robert Scott. „Mit der integrierten Stapelung und Entstapelung arbeitet die Anlage vollautomatisch. Wir können nun durchgängig produzieren, ohne wie früher kurze Wartzeiten zwischen den Arbeitsschritten in Kauf nehmen zu müssen.“ Die Leistenbündelung ist ein weiteres interessantes Ausstattungsmerkmal der Fertigungslinie, ermöglicht sie A&J Scott doch kleine Leistenbündel zu einem größeren Paket zusammenzufassen. „Seit Jahren erhalten wir Anfragen die Ware gebündelt bereitzustellen, weshalb wir unbedingt ein Bündelungssystem in die Fertigungslinie integrieren wollten.“ Unser Heimwerker-Geschäftsbereich profitiert davon. Wenn 8 bis 10 Keilprofilbretter zu einem Bündel zusammengefasst sind, bleibt die Qualität stabil, selbst wenn das Paket eine Zeitlang der Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, kommt es nicht zu bananenförmigen Holzverformungen.“

„Zwar spielt der Heimwerker-Markt eine eher untergeordnete Rolle für uns, wir sind dort mal mehr mal weniger aktiv, aber es ist immer gut einen Markt bedienen zu können.“

Produktivitätssteigerung
Die neue Fertigungslinie wurde bei A&J Scott in einer Doppelschicht im April und dann nochmals im Juli gefahren. „Da für die Bedienung der neuen Fertigungslinie nur wenige Mitarbeiter notwendig sind, haben wir nun die Möglichkeit Arbeitsschichten ganz einfach zu erhöhen, ohne Neueinstellungen vornehmen zu müssen“, erklärt Robert Scott. „Im Prinzip können wir den Durchsatz kurzzeitig problemlos verdoppeln. Die Produktion kann je nach Bedarf hoch- oder heruntergefahren werden. Das macht uns wettbewerbsfähiger und nimmt uns den Druck hinsichtlich Kundenanforderungen und Auftragsrückständen.“ „Früher war das nicht ohne weiteres möglich, wenn wir in einem Bereich eine Doppelschicht fahren wollten, brauchten wir dafür 25 bis 30 zusätzliche Mitarbeiter, was nicht einfach zu organisieren ist.“ „Jetzt ist alles viel effizienter und wir können pro Mitarbeiter, Stunde und Tag wesentlich mehr Kubikmeter als vorher produzieren. Aktuell sind es pro Woche ca. 600 m3 Schnittholzware und diesen Wert könnten wir, wenn wir wollten, problemlos verdoppeln.“ Matthias Link merkt in diesem Zusammenhang an, dass der Markt für Zaunbauprodukte in Großbritannien sehr groß ist und ganz spezifische Anforderungen hat. „Dank dieser Anlage kann A&J Scott alles automatisch produzieren und genau das macht die Anlage so einzigartig“, erklärt er. Robert Scott sieht das genauso und fügt hinzu, dass es in Großbritannien zwar durchaus Fertigungslinien für Zaunbauelemente gibt, die über eine automatische Stapelung und Entstapelung verfügen, aber im Vergleich mit der eigenen Anlage deutlich weniger Merkmale und Funktionen aufweisen. „Diese Fertigungslinien produzieren entweder Keilprofile oder Holzleisten oder werden zur Klassifizierung eingesetzt aber es gibt kein System, das alles kann.“ Kallfass arbeitet auch mit anderen Sägewerksbetreibern in Großbritannien und Irland zusammen und installiert gerade eine neue Linie bei Murray Timber. Weitere Anlagen stehen bei Glennon Brothers, James Jones & Sons sowie Ransfords. „Im Moment ist die Marktlage wirklich gut und wir haben lange Lieferzeiten“, erklärt Matthias Link. A&J Scott wird in den nächsten Monaten weitere Feineinstellungen zur Optimierung der Fertigungslinie vornehmen. Obwohl die Geschäftslage im Jahr 2020 sehr gut war, ist sich Robert Scott bewusst, dass die Herausforderungen im vierten Quartal und Anfang nächsten Jahres durchaus größer werden könnten. „Wir als Firma und die gesamte Branche müssen genau beobachten, wie sich die Situation zukünftig entwickeln wird. Wenn man sich die Stellenabbauzahlen in Großbritannien anschaut, kann das mittelfristig nichts Gutes bedeuten.“ Durch die Investition in eine flexible und automatisierte Fertigungslinie für die Schnittholz-Weiterverarbeitung, sieht sich A&J Scott aber gut aufgestellt, um zukünftige Herausforderungen zu meistern und Marktchancen zu nutzen.

Die Kallfass- Anlage wurde im Mai letzten Jahres installiert

Die Prozesslinie ist auf die Holzweiterverarbeitung ausgerichtet

Beim Post Pointing (Pfähle anspitzen) werden 10-12 Pfähle pro Minute angespitzt

Die Prozesslinie ermöglicht A&J Scott den Durchsatz kurzzeitig problemlos zu verdoppeln