Kallfass bundling system

Gebündelter Erfolg

Vielseitigkeit neu definiert

Eine Anlage zum Bündeln, Ablängen, Fräsen und Stapeln auf nur knapp 18 m Länge: Das Kallfass-Projekt bei Bois Brever in Luxemburg zeigt eindrucksvoll, wie sich maßgeschneiderte Maschinenbaulösungen für den Mittelstand umsetzen lassen.

„Unsere Sortimentsbreite lässt sich nicht in konkrete Zahlen fassen. Was der Kunde ordert, wird von uns produziert“, erklärt Carlo Brever, Geschäftsführer bei Bois Brever im Holzkurier-Gespräch. „Mit der Vielfältigkeit der Produkte steigen auch die Anforderungen an den Maschinenbauer, dessen Anlage mit sämtlichen Dimensionen umgehen muss. Kallfass hat uns überzeugt, dass sie die Richtigen dafür sind, und rückblickend können wir sagen, dass sie recht behalten haben.“

Das Sägewerk Bois Brever liegt nur unweit von der belgischen Grenze entfernt, im Norden Luxemburgs. Mit einem Jahreseinschnitt von 50.000 fm ist man bereits mit Abstand der größte Säger des Landes. „Um neben den großen Holzindustrien aus Deutschland, Belgien und Frankreich bestehen zu können, muss man seine Nischen finden und sich über Qualität definieren“, berichtet Brever, der gemeinsam mit seiner Tochter Corinne den Familienbetrieb leitet.

Arbeitserleichterung im Fokus

Kallfass-Kunde ist man in Luxemburg bereits seit über 20 Jahren. „Die Partnerschaft und das Verhältnis zu Brever waren über die vielen Jahre, in denen wir bereits zusammenarbeiten, immer hervorragend. Solche Kunden schätzen auch wir als Maschinenbauer besonders“, spricht Enrico Goldhahn, Betriebsleiter bei Kallfass am Standort Wernigerode/ DE, die guten und bereits langjährigen Beziehungen zu Brever an.

Nach über 20 Jahren im Dauereinsatz war es 2023 schließlich an der Zeit, die Stapel- und Bündelungsanlage zu erneuern. Ziel war es jedoch nicht, den Output maßgeblich zu erhöhen. Für Brever war wichtig, den Personalaufwand zu reduzieren und gleichzeitig die tagtägliche Arbeit des nunmehr einzigen Maschinenbedieners deutlich zu erleichtern.

„Automatisierung ist auch für den Mittelstand ein sehr wichtiges Thema, dem man sich in keinem Fall verschließen darf. Mit der neuen Kallfass-Anlage haben wir einen weiteren zentralen Bereich in der Produktion modernisiert. Ein Investment, das nicht zuletzt auch unsere Attraktivität am Arbeitsmarkt erhöht“, erklärt Corinne Brever.

Kallfass Brever project team

Erfolgreiche Partnerschaft: Corinne Brever mit Enrico Goldhahn von Kallfass, ihrem Vater, Carlo Brever, und Raphael Franzen, dem technischen Leiter bei Brever (v. li.)

„Automatisierung ist auch für den Mittelstand ein sehr wichtiges Thema, dem man sich in keinem Fall verschließen darf.“

- Corinne Brever von Bois Brever -

Viel Maschine auf wenig Platz

Neben dem Holzbau und seit 2017 auch KVH, bedient Brever vornehmlich den Außenbereich und erzeugt Hobelware auf Kundenwunsch. Bretter, Leisten und Profilhölzer sorgen dabei vor allem für eines: das notwendige Handling von kleinteiligen Produkten in der Produktion. „Ich kenne keine Anlage bei uns, die auf so viele Produkte ausgelegt wurde. Eine spannende Herausforderung für die Mechanisierung in den einzelnen Arbeitsgängen“, erzählt Goldhahn.

Doch war die Produktvielfalt nicht die einzige Herausforderung, der sich der deutsche Maschinenbauer stellen musste. Sämtliche Arbeitsschritte, beginnend bei der Vereinzelung nach der Hobelanlage, bis zum finalen Stapeln der Pakete, mussten auf einer maximal möglichen Gesamtlänge von nur 18 m realisiert werden. „Wir mussten an Platz und Pufferwegen einsparen, wo es nur ging, ohne dabei einen durchgängigen Produktionsfluss zu verlieren“, spricht Goldhahn die beengten Verhältnisse an. Aus diesem Grund installierte Kallfass am Beginn der Linie auch einen senkrechten Steigförderer: „Wir brauchen die Höhe, um die Hölzer später auch wieder stapeln zu können. Aufgrund der vorgegebenen Hallenbreite mussten wir hier auf einen Steigförderer nach dem Paternosterprinzip setzen“, berichtet Goldhahn.

Entsprechend auf Höhe gebracht, kontrolliert in einem nächsten Schritt ein Mitarbeiter die Qualität der Hölzer visuell. Beschädigte oder im Fall dünner Leisten vor allem gebrochene Ware fällt direkt in einen Entsorgungsschacht.

Kallfass Steigförderer, paternoster system

Die Devise lautet: Platz sparen: Per Steigförderer überwinden die bis zu 6,3 m langen Hölzer eine Höhe von 2400 mm ...

Kallfass bundling

ehe es in Richtung der Bündelungsanlage geht.

Vollautomatisch bündeln

Anschließend folgt das Herzstück der Anlage, in welchem nach Kallfass auch „eine Menge an langjähriger Erfahrung und Know-how steckt.“ Brettware und Leisten werden vom Bündler vollautomatisch zu kleinen Paketen gestapelt, anschließend passgenau umreift und so zu kompakten Holzpaketen geformt. Die Kapazität der Anlage ist auf bis zu zehn Holzbunde pro Minute ausgelegt. „Ohne das Bündeln wäre es gar nicht möglich, diese großen Mengen an kleinteiliger Ware zu handeln“, erklärt Brever. Die Vorteile des Bündelns werden auch an der Mehrfachablängsäge sofort ersichtlich, da die Stirnseiten mehrerer Hölzer gleichzeitig gekappt werden können. Gleich an die Säge anschließend, sah Kallfass eine absolute Besonderheit vor, die auf Kundenwunsch unbedingt in die Anlage integriert werden musste und sinnbildlich für die hohe Produktvielfalt und Individualität Brevers steht. „Wir haben seit vielen Jahren einen großen Kunden für stirnseitig profilierte Hobelware“, begründet Brever und Goldhahn ergänzt: „Dafür haben wir extra nach der Mehrfachablängsäge zwei Fräsköpfe installiert, die auch eine stirnseitige Bearbeitung ermöglichen. Die Herausforderung liegt hier klar in der Präzision. Die Hölzer müssen auf ein Zehntel genau an den Fräskopf geführt werden.“ Nach der individuellen Bearbeitung werden die einzelnen Bretter und Leisten noch abschließend gestapelt und über einen Querförderer zu einer Umreifungsstation geführt, ehe sie fertig für den Versand zum Lager transportiert werden.

Kallfass trimming

Anlage nach Kundenwunsch: Die Leisten werden bereits gebündelt gekappt

Kallfass milling station

Fräswerkzeuge ermöglichen noch eine zusätzliche Profilierung der Stirnseiten

„Wir stehen bei unseren Produkten für Qualität – den gleichen Anspruch haben wir auch an unsere Maschinenbauer. Die zuständigen Ingenieure bei Kallfass haben immer ein offenes Ohr und versuchen im aktiven Diskurs, sämtlichen Kundenwünschen nachzukommen. So funktioniert eine gute Zusammenarbeit über viele Jahre“, resümiert der erfahrene Sägewerksinhaber Brever.

Kallfass bundling

Schnell und zuverlässig: Der Bündelungsprozess erfolgt vollautomatisch – beginnend beim Stapeln der einzelnen Leisten bis hin zur insgesamt viermaligen Umreifung der kleinen Holzpakete.

Kallfass trimming

Anlage nach Kundenwunsch: Die Leisten werden bereits gebündelt gekappt

Kallfass milling station

Fräswerkzeuge ermöglichen noch eine zusätzliche Profilierung der Stirnseiten.

Text und Bilder: Raphael Kerschbaumer, Holzkurier

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