Sortierung Seitenware, sorting side products, chargement de produit lateral

Bis auf den letzten Millimeter ausgenutzt

Um die Leistung des Sägewerkes sowie gleichzeitig den Automatisierungsgrad zu erhöhen, entschied sich das schwedische Unternehmen Åsljunga Pallen für die Investition in ein neues Sortierwerk samt Stapelanlage. Beim Ausrüster fiel die Wahl auf Kallfass. Der Mechanisierungsexperte nutzte sein gesamtes Fachwissen, um die Anforderungen des Kunden mit den vorhandenen Platzverhältnissen in Einklang zu bringen.

Åsljunga Pallen aus dem südschwedischen Örkelljunga hat sich auf die Herstellung von Paletten und Verpackungsware spezialisiert. Das Unternehmen produziert täglich rund 7500 Paletten. Das dafür notwendige Schnittholz stammt aus dem eigenen Sägewerk. Dort erzeugt man jährlich rund 60.000 m³ Schnittholz, 99 % davon gehen in die eigene Weiterverarbeitung. „Damit zählen wir zu den größten Palettenherstellern in Schweden“, berichtet Stefan Nilsson, Eigentümer und Geschäftsführer von Åsljunga Pallen. Der Absatz der Paletten erfolgt in einem Radius von rund 300 km an Kunden in Schweden und Dänemark.

Beste Lösung geboten

Die Sortierung der Seitenware war das Nadelöhr in der Produktion. „Die Qualitätskontrolle erfolgte manuell – das war sehr aufwändig“, erläutert Oscar Elzén, Produktionsleiter bei Åsljunga Pallen. Aus diesem Grund hat man sich entschlossen, in eine neue Sortier- und Stapellinie von Kallfass, Baiersbronn-Klosterreichenbach/DE, zu investieren. Im Zuge dieses Umbaus erweiterte das Unternehmen auch die Sägelinie um eine Nachschnittmaschine von EWD. „Damit ist es jetzt möglich, den gesamten Stamm passend für unsere Palettenproduktion aufzutrennen“, berichtet der Produktionsleiter weiter.

„Kallfass hat verstanden, wie wir arbeiten, beziehungsweise welcher Ablauf der beste für unser Werk ist, und eine technische Lösung für unsere Anforderungen angeboten, die uns gefallen hat“, verdeutlicht Nilsson, der das Familienunternehmen in der dritten Generation führt.

Platz und Zeit – zwei Herausforderungen

Das Gebäude, in dem die neue Sortier- und Stapelanlage untergebracht ist, stammt aus 1956. Diese wurde zwar unlängst etwas erweitert. „Wir mussten für dieses umfangreiche Projekt aber mit dem vorhandenen Platz zurechtkommen und jeden Millimeter ausnutzen“, beschreibt Dominik Hauser, der das Projekt seitens Kallfass betreute, und schmunzelt: „Bei der Montage gab es sogar Wetten, ob der Roboter tatsächlich ausreichend Platz für seine vorgesehene Funktion zur Verfügung hat, ohne eine Anpassung am Gebäude vornehmen zu müssen. Zum Nachteil einiger Skeptiker erfolgte die Roboterinbetriebnahme aber wie geplant.“ Damit spricht er den Roboter an, der für die automatische Befüllung der Leistenmagazin zuständig ist. Dazu aber später mehr.

Neben dem Platzangebot gab es noch weitere Punkte zu berücksichtigen: Zunächst wurde ein Großteil der Installation während des laufenden Betriebes durchgeführt. „Wir hatten nur sechs Wochen Stillstand“, informiert Elzén. Und während der Montage das Dach nicht geöffnet werden. „Durch die Zusammenarbeit aller und die hohe Flexibilität seitens Kallfass konnten wir aber auch das meistern“, sagt Nilsson und ist mit der Abwicklung seitens des Mechanisierungsspezialisten sehr zufrieden. Montagebeginn war im März, seit Anfang August ist das Sortierwerk für die Haupt- und Seitenware in Betrieb.

Niveauwechsel, level changer, changement de niveau

Um den Platz optimal auszunutzen, gibt es beim Kallfass-Konzept einige Niveauwechsel.

„Kallfass hat unsere Prozesse verstanden und uns die beste technische Lösung geboten. Wir rechnen mit einer Produktionssteigerung von mindestens 20 %.“

- Stefan Nilsson, Geschäftsführer Åsljunga Pallen -

Komplexe Mechanisierung

Kallfass lieferte die Mechanisierung mit Querabzug, ansteigendem Diagonalförderer sowie Eintaktung und Stärkenmessung zwischen der bestehenden Sägelinie und der neuen EWD-Nachschnittmaschine. „Vor der Nachschnittsäge besteht die Möglichkeit, über eine automatische Auszugsvorrichtung, die Hauptware auf eine bestehende Stapelanlage zu transportieren, abhängig von Dimension, Leistung, Einstell- oder Wartungsarbeiten an der Hauptlinie“, erklärt Hauser. Neben einer direkten Seitenwarenzuführung befindet sich unter der neuen Hauptwarenbeschickung zur Nachschnittsäge ein Bestandsbesäumer, welcher ebenfalls die Bretter zur Sortierung bringt. Jede der drei Zuführungen besitzt eine eigene Pufferetage. „Die Hauptware wird in einem Deck und die Seitenware auf zwei Etagen gepuffert. Ist eine Etage voll, erfolgt die automatische Leerung, um in der Sägelinie keinen Stillstand zu verursachen“, beschreibt Hauser. Über einen Niveauwechsler gelangen die Bretter nach oben. Dort erfolgt zunächst die Ausrichtung, bevor der Tongloader die Ware mit einer Leistung von bis zu 120 Teilen pro Minute in den Mitnahmeförderer eintaktet. Hier besteht zudem die Möglichkeit einer Nulllinien-Rückkappung.

Kallfass feeding of main products, chargement de produits principal

Blick auf die Beschickung der Hauptware zur Nachschnittmaschine.

Nach einem erneuten Niveauwechsel nach unten erkennt ein Microtec-Scanner die Waldkanten und gibt jedem Brett die entsprechende Qualität beziehungsweise Dimension mit. Dann kommen diese in eine der 15 Senkrechtboxen. Die Boxen werden nach unten auf einen Kettenförderer entleert, welcher den Boxeninhalt weiter auf einen verfahrbaren Kettenförderer transportiert. Dieser bringt die Hölzer in weiterer Folge zur parallel liegenden Stapelanlage. „Auch diese Lösung war ebenfalls den Platzverhältnissen geschuldet“, sagt Hauser. Ein Stufenschieber sowie ein Vereinzeler bringen die Bretter auf einen weiteren Querförderer zur Lagenbildung. Deren Leistung beziffert der Kallfass-Projektleiter mit bis zu 14 Lagen pro Minute. Die nachfolgende Mehrfachablängsäge von Kallfass ist mit vier Sägeaggregaten – drei davon sind automatisch positionierbar – ausgestattet. Danach kommen die Brettlagen zur Stapelmaschine, die über sechs Magazine mit automatischer Leistenlegung verfügt.

Hoher Automatisierungsgrad

Der zuvor erwähnte Roboter ist für die Befüllung der Leistenmagazine im Einsatz. Dafür installierte Kallfass eine automatische Beschickung. Ein Staplerfahrer gibt die mit Leisten befüllten Rungen auf einen Förderer auf, die von dort in die Anlage eingespeist werden. Über ein Hubwerk lassen sich zwei unterschiedliche Leistenarten getrennt zuführen. Nach der Rungenleerung kommen die Leisten über einen Stufenschieber und Vereinzeler zum Scanner. Dieser kontrolliert die Hölzer hinsichtlich Dimension und Beschädigung. Nicht passende Leisten lassen sich automatisch ausschleusen. Es folgt die Bundbildung für den Roboter, der damit gleich mehrere Leisten auf einmal greifen und die Magazine befüllen kann. Kallfass lieferte zudem die automatische Palettenzuführung für die Stapelanlage. Dabei lässt sich je nach Holzlänge die Anzahl der benötigten Paletten festlegen. Die Leerpaletten werden automatisch aus dem Magazin entnommen und vorpositioniert, sodass sich die Palette immer mittig zur Werkstücklänge befindet. Danach werden die Bretterlagen automatisch auf Paletten gestapelt. Die maximale Stapelhöhe inklusive Palette beträgt 1,9 m. Die Zielleistung gibt Hauser mit bis zu 90 Paketen pro Tag an.

Kallfass dépose de liteaux automatique, automatic stick placement

Für einen hohen Automatisierungsgrad lieferte Kallfass eine automatische Leistenzuführung …

Roboter für Leistenhandling, magazin filling with robots, remplissage robotisé d'un chargeur de liteaux

… sowie einen Roboter, der die Magazine der Stapelanlage befüllt.

Durch den hohen Automatisierungsgrad ist es für Åsljunga Pallen möglich, die gesamte Sortier- und Stapellinie mit nur zwei Mitarbeitern zu bedienen. „Derzeit führen wir noch die letzten Optimierungen durch. Dann rechnen wir mit einer Leistungssteigerung von mindestens 20 %“, sagt Nilsson.
Sortierung Seitenware, sorting side products, chargement de produit lateral

Zuführung der Seitenware zum Waldkantenscanner.

Visual control before cross-cutting

Visuelle Beurteilung der Ware vor der Mehrfachablängsäge.

Kallfass feeding of cross-cutting saw, chargement de tronçonneuse multiple

Die Seitenware wird vereinzelt, gekappt und anschließend gestapelt.

Text: Martina Nöstler, Holzkurier

Holzkurier 51/52

VerleimenVerpressen_Erzeugen_Querlagen

Alles aus einer Hand

Das Maschinenbauunternehmen Kallfass aus dem Schwarzwald war bereits bei einigen Brettsperrholz-Projekten in Österreich und Deutschland als Ausrüster mit dabei. Das jüngste Werk, das man realisierte, war jenes von Stora Enso in Gruvön/SE. Baubeginn für diesen Standort war 2018, seit Anfang 2019 läuft die Anlage im Automatikbetrieb.
Es handelt sich bis dato um das größte Projekt für Kallfass im Bereich Brettsperrholz. Das Unternehmen lieferte nicht nur die gesamte Mechanisierung – von der Paketaufgabe bis hin zur Abnahme der fertig verpressten Elemente –, sondern war zudem für das Gesamtlayout und die komplette Sicherheitssteuerung zuständig. Dass Stora Enso Kallfass als Ausrüster gewählt hat, liegt wohl auch daran, dass Kallfass bereits bei den österreichischen BSP-Werken in Ybbs und Bad St. Leonhard mit dabei war. Die Gesamtkapazität in Schweden liegt bei 100.000 m3/J.

Auch Großpakete möglich
Stora Enso betreibt in Gruvön auch ein Sägewerk, welches die Rohwaren für die Leimholzelemente liefert. Das Schnittholz (getrocknet und gelattet oder vorgehobelt) gelangt per Lkw zur Kallfass-Aufgabe. Diese ist auch auf Großpakete bis zu 5,8 m Länge, 2 m Breite und 3 m Höhe ausgelegt. Eine Vakuumentstapelung vereinzelt das Schnittholz lagenweise. Sind Stapelleisten vorhanden, streift eine Bürste diese automatisch ab und sammelt diese. Die Kallfass-Mechanisierung vereinzelt die Lagen und führt die Bretter Stück für Stück dem Qualitätsscanner von Finscan zu. In diesem Bereich gibt es zudem eine Festigkeits- und eine Feuchtemessung. Unpassende Werkstücke werden aus dem Prozess ausgeschleust.

Zwei Wege für die Bretter
„Vom Scanner bekommen wir die Information, ob es an den Stirnseiten Risse oder im Zinkengrund Äste gibt. Sollte dies der Fall sein, kappen wir die Stirnseiten“, erzählt Kallfass-Geschäftsführer Hans Haist. Die Bretter fahren quer durch eine Stirnseitenkappung mit verstellbarem Servoanschlag. Dann wird die Nulllinie gewechselt und derselbe Vorgang erfolgt auf der anderen Brettseite. Findet der Scanner auch in der Brettmitte unerwünschte Holzmerkmale, werden diese Stücke in eine obere Etage ausgeschleust, wo eine Paul-Kappanlage diese Stellen auskappt. „Das betrifft aber nur etwa 5 % der gesamten Menge. Das Gros geht direkt weiter zur Grecon-Keilzinkenanlage“, beschreibt Kallfass-Projektleiter Helge Widmann.
Die Kallfass-Mechanisierung taktet sowohl die langen Werkstücke als auch die Kapplängen ab 800 mm mit einer Leistung von bis zu 50 Brettern pro Minute in Richtung der Keilzinkenanlage mit Durchlaufpresse ein und übernimmt anschließend wieder die keilgezinkten Lamellen hinter der mitfahrenden Kappsäge. Diese haben eine Länge von 8 bis 16 m. Auf einer rund 25 m Pufferstrecke kann der Klebstoff nun aushärten, bevor Kallfass die Lamellen in die Rex-Hobelanlage einschleust. Nach der Vorhobelung werden die Lamellen in Richtung der Plattenpresse eingetaktet: Zuerst erfolgt die Beleimung mittels einer Oest-Anlage, danach gelangen die Lamellen in die Dimter-Verleimpresse. Die so erzeugten Einschichtplatten übernimmt im Anschluss erneut eine Kallfass-Anlage.
Hier trennen sich die Wege: Längslagen übernimmt ein Voith-Kran und bringt sie ins Zwischenlager. Diese hat zuvor bereits eine Kappsäge hinter der Verleimpresse auf die je nach Auftrag geforderte Breite geschnitten. Um die Dimter-Presse bestmöglich auszunutzen, werden die Längslagen nach Möglichkeit immer mit 16 m Länge erzeugt. Für kürzere Platten hat Kallfass ein spezielles System entwickelt, um die Reststücke der Längslage zu verwerten.
Querlagen mit einer Länge bis zu 1,5 m werden von Kallfass bis zu einer Höhe von 2 m gestapelt und ebenfalls von einem Voith-Kran in ein zweites Lager gebracht. Diese Vorgänge passieren vollautomatisch. Der entsprechende Lagerplatz wird von der Steuerung vorgegeben.

Vereinzelung der Pakete

Millimetergenau gesägt
Jetzt werden die Längs- und Querlagen zu einem Presskuchen vereint. Die Längslage hat bereits das richtige Format. Die Querlagen, bis hier maximal 1,5 m lang, kommen aus fünf Pufferplätzen auf einen 16 m langen Förderer. Auf diesem werden mehrere Platten hintereinander platziert, bis die benötigte Länge erreicht ist. Bei Überschreiten der Länge schneidet eine Säge die Querlage entsprechend ab. Das Reststück ist dann der Beginn der nächsten Lage. Dann heben Vakuumgeräte die Einschichtplatten abwechselnd auf ein Förderband vor der Presse, bis der Kuchen fertig aufgebaut ist. „Dabei lassen sich auch mehrere BSP-Platten mittels einer Trockenfuge übereinanderlegen“, erläutert Widmann.
Nach der Minda-BSP-Presse übernimmt wieder Kallfass den Mehrfachpresskuchen, vereinzelt die Elemente mittels eines Abschiebevorgangs und transportiert diese zur Schleifmaschine. Dahinter werden sie an einen Voith-Kran bereitgestellt, zwischengelagert oder gelangen zu einem der drei Hundegger-Bearbeitungszentren. Im Gespräch nennt Widmann noch zwei Zahlen hinsichtlich des Sicherheitskonzepts: „Im Stora Enso-Werk in Gruvön wurden 1,2 km Zaun und 82 Schutztüren verbaut.“

Komplettanbieter
Kallfass kann für ein Brettsperrholz-Werk aber nicht „nur“ die Mechanisierung liefern. Seit dem vergangenen Jahr hat das Unternehmen auch eine BSP-Presse im Programm. „Diese haben wir auf vielfachen Kundenwunsch entwickelt“, führt Haist aus. Dank der modularen und autarken Segmentbauweise spielt es keine Rolle, ob das Lagenpaket aus einzelnen Brettern oder vorverleimten Platten aufgebaut wird. Bei der Werkstückgestaltung bleibt der Kunde ebenso flexibel. Die Plattenabmessungen reichen von 7 bis 20 m Länge, 2,2 bis 3,6 m Breite und 6 bis 60 cm Höhe. Die Hydraulikinstallation bildet das Herzstück der Anlage. Sie ermöglicht eine nahezu isobare (ohne Druckunterschied) Verpressung. Neben dem Vertikaldruck stattet Kallfass die Taktpresse auf Wunsch Querdruckaggregaten aus. Die flächenabhängige Druckregelung ermöglicht selbst bei maximaler Plattenbreite einen Pressdruck von über 1 N/mm2.
Mit einer weiteren Neuheit komplettiert Kallfass künftig sein BSP-Produktportfolio: „Wir haben einen Plattenwender für Brettsperrholz entwickelt, welcher die Elemente sehr einfach und rasch wenden kann“, erklärt Widmann. Der Wender schafft BSP bis 16 m Länge, 3,6 m Breite sowie 300 mm Dicke und ist auf ein Gewicht von über 10 t ausgelegt. „Damit lässt sich BSP mann- und gefahrlos wenden. Einsatzgebiet ist beispielsweise bei Abbundzentren für eine zweiseitige Bearbeitung“, führt Haist abschließend aus.

Seine neue BSP-Presse präsentierte Kallfass erstmals im vergangenen Jahr auf der Ligna in Hannover

Vereinzelung der Pakete

Kallfass lieferte zu Stora Enso die gesamte Mechanisierung im Brettsperrholz-Werk – im Bild die lagenweise Vereinzelung der Pakete

Der Scanner (A) ermittelt Risse und Äste, die Kallfass-Sägen (B) kappen die Stirnseiten entsprechend ab

Pressen Taktpresse

Modulbauweise: Kallfass stellt die BSP-Presse in Segmenten her, so dass diese genau den Kundenbedürfnissen angepasst werden kann

Mechanisierung der Längs- (li.) und Querlagen (re.), bevor diese zum Presskuchen zusammengestellt werden

Verleimen, Verpressen, Wenden

Einmal drehen, bitte: Um die Längslagen auf die richtige Seite zu bringen, installierte Kallfass einen Plattenwender

Text Martina Nöstler, Bilder Kallfass, Holzkurier BSP-Special 2020