75 und kein bisschen leise

Am 7. Juni gab es beim Mechanisierungsspezialist Kallfass, Baiersbronn-Klosterreichenbach/DE, Grund zum Feiern: Das Unternehmen besteht seit 75 Jahren. Dieses Jubiläum nahm man zum Anlass, sowohl Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden als auch die Einwohner von Baiersbronn zu einer Party in der neuen Werkshalle einzuladen. Am Vormittag führte ein Betriebsausflug zu best wood Schneider nach Meßkirch/DE, wo sich Kallfass mittlerweile zu Recht als Haus-und-Hof-Lieferant bezeichnen darf.

Kallfass feiert in diesem Jahr eine 75-jährige Erfolgsgeschichte im Maschinen- und Anlagenbau. Das Unternehmen wird heute in dritter Generation von Ernst und Volker Kallfass sowie Hans Haist geführt. Seit der Gründung hat man weit über 1000 komplexe Projekte für die holzverarbeitende Industrie realisiert. Vor allem als Mechanisierungsspezialist und Lösungspartner hat sich das Schwarzwälder Traditionsunternehmen weltweit einen Namen gemacht.

Für die 75-Jahre-Feier, bei der man rund 450 Gäste begrüßen konnte, hat Kallfass die Produktionshalle in eine Partymeile verwandelt. Eine Musikband, diverse Foodtrucks sowie eine Cocktailbar boten die Rahmenbedingungen für eine ausgelassene Abendveranstaltung. Am 8. Juni veranstaltete man einen Tag der offenen Tür, bei dem sich Interessierte bei Führungen durch das Werk ein Bild vom Produktionsumfang des Maschinenbauers machen konnten.

Kallfass anniversary 2024

Volker Kallfass begrüßte die Gäste zur 75-Jahr-Feier, darunter auch die Kollegen aus Wernigerode

Kallfass anniversary 2024

Passender Rahmen: Im Zuge des Festes konnte gleich die neue Werkshalle eingeweiht werden

Kallfass anniversary 2024

Ausgelassene Stimmung bei der Party mit der Band Fatcat

Kallfass anniversary 2024

Mit der Musik wurde die Werkshalle kurzerhand zur Tanzfläche

Sukzessiver Ausbau

1949 von Ernst sen. und Frida Kallfass als Handwerksbetrieb in Klosterreichenbach gegründet, führte man zunächst Reparaturarbeiten für die heimische Holzindustrie durch. Bald entwickelte der findige Unternehmer eigene Maschinen, wie die Nut- und Zinkenfräs- oder die Brennmaschine. Eine wegweisende Richtung nahm das Maschinenprogramm 1965 mit der Entwicklung der Mehrfachablängsäge: Diese Zuschnittanlage wurde aufgrund der Marktreife der Europaletten zur Massenerzeugung von Fixlängen entwickelt. In dessen Folge kamen von Kallfass die ersten Stapelautomaten für Schnittholz auf den Markt. Durch kontinuierliche Weiterentwicklung, auch für unbesäumte Ware, ist diese Mehrfachablängsäge weiterhin die marktführende Maschine.

Mit 24 Jahren trat 1975 Ernst Kallfass ins elterliche Unternehmen ein. Neun Jahre später wurde ihm der Staffelstab als Geschäftsführer übergeben. Mit stetem Rückhalt seiner Frau Ursula konnte er danach eine bemerkenswerte Entwicklung des Unternehmens einleiten. Mit dem Einstieg in den Bau von Hobel- und Sortierwerken erschloss er neue Kundenkreise und wechselte von der reinen Weiterverarbeitung in den Sägewerksbereich, wo die ersten Abläng- und Stapelanlagen zum Einsatz kamen. Um der gestiegenen Produktionskapazität gerecht zu werden, gründete er 1992 ein Zweigwerk in Wernigerode/DE. Zudem wurde der Hauptsitz in Klosterreichenbach beständig ausgebaut. Nach dem Erwerb der ehemaligen Maschinenfabrik Braun 2019, welche nun als Zwischenlager und für Testinstallationen genutzt wird, hat Kallfass 2023 die Produktion um 750 m² erweitert. Darin befinden sich jetzt die Endmontage sowie eine neue Lackieranlage. Letztere wurde als zwei hintereinanderstehende Kabinen mit jeweils 10 m Länge konzipiert. Die Kabinen lassen sich im Bedarfsfall öffnen, um besonders lange Maschinenteile lackieren zu können.

Aktuell beschäftigt Kallfass rund 140 Mitarbeiter Die Anlagentechnik wird komplett im eigenen Hause entwickelt, projektiert, konstruiert, gefertigt, lackiert und vormontiert. In der Elektroabteilung werden die Schaltschränke im hauseigenen Schaltschrankbau gefertigt und die umfassenden Programme geschrieben. Über die Jahre erweiterte Kallfass seine Produktpalette sukzessive und bietet heute Anlagen und komplette Mechanisierungen samt Sicherheits- und Steuerungskonzepten für die Herstellung von Bauholz, Holzpackmitteln, Bau- und Gartenholz sowie Leimholzprodukten an.

Vor sechs Jahren richtete Ernst Kallfass sein Unternehmen für die Zukunft aus. Er ernannte seinen Sohn Volker Kallfass und seinen langjährigen Weggefährten Hans Haist zu weiteren Geschäftsführern. Ernst Kallfass zog sich nach und nach aus dem operativen Geschäft zurück, um sich auf die strategische Ausrichtung zu konzentrieren.

Kallfass GmbH

Ehrung durch die IHK Nordschwarzwald und Überreichung der Urkunde am Tag der offenen Tür (Foto Kallfass)

Komplexe Mechanisierungen

In der Branche kennt man Kallfass als einen Maschinenausstatter, welcher die Anforderungen der Kunden mit den gegebenen Platzverhältnissen in Einklang bringt und situativ die beste technische Lösung erarbeitet. Neben einer maximalen Produktionsleistung steht auch ein möglichst hoher Automatisierungsgrad für den Kunden im Vordergrund. Manch eine Verfahrenslösung zur Automatisierung war so einzigartig, dass sie patentiert wurde. So erhielt Kallfass etwa in den 1980er-Jahren das Patent für die erste lagenweise Schnittholzverarbeitung oder 2019 das Patent für sein Roboterhandling.

Aber nicht nur Mechanisierungen zählen zum Portfolio von Kallfass: 2019 brachte der Anlagenbauer auch eine Brettsperrholz-Presse auf den Markt.

Haus-und-Hof-Lieferant

Ein Kunde, der auf die vielfältigen Lösungen von Kallfass bereits mehrfach zurückgegriffen hat, ist best wood Schneider. Am Standort in Meßkirch lieferte Kallfass die komplette Mechanisierung – von der Frisch- und Trockensortierung sowie der Anbindung an den Kanaltrockner bis hin zur Zuführung der Ware über die Vorhobelung bis in das Brettsperrholz-Werk – sowie auch die BSP-Presse selbst inklusive zahlreicher Detaillösungen. Um allen Mitarbeitern die Gelegenheit zu geben, „ihre“ Arbeit auch live zu sehen, organisierte Kallfass vor dem Fest am 7. Juni einen Betriebsausflug zu best wood Schneider, an dem auch die Wernigeröder Kollegen und deren Partner teilnahmen. Neben Meßkirch-Standortleiter Andreas Schilling und Juniorchef Max Schneider ließ es sich auch Geschäftsführer Ferdinand Schneider nicht nehmen, mit einer Gruppe eine Führung durch das Werk zu machen und auf die Besonderheiten der Produktion hinzuweisen.

Über das Sägewerk und die Kallfass-Sortieranlage sowie die CLT-Produktion in Meßkirch hat der Holzkurier bereits berichtet (s. Holzkurier Heft 14/2024, S. 22 bis 23, sowie 10/2023, S. 12 bis 13). Ein eher kleinerer, aber dennoch sehr wichtiger Part von Kallfass betrifft die Vorhobelung: Sämtliche Bretter gelangen nach der Trocknung via Förderbänder online zu einem Schüsselungsscanner, woraufhin die Hölzer bei Bedarf auf die richtige Seite gedreht werden. Danach beschleunigt der ebenfalls von Kallfass stammende Hobeleinzug die Hölzer auf bis zu 250 m/min, bevor diese mit einer Hobelmaschine egalisiert werden. Anschließend paketiert Kallfass die Ware im Kreuzversatz, umreift die Stapel und bringt sie über Rollengänge zu einem Hochregallager mit 1450 Plätzen.

Ferdinand Schneider (li.) führte die Kallfass-Belegschaft persönlich durchs Werk, im Bild mit Hans Haist

Kallfass sorting line

Für großes Interesse sorgten natürlich die Kallfass-Installationen bei best wood Schneider, wie hier die Frisch- und Trockensortierung, ...

… die Inlinezuführung der getrockneten Bretter und die Wendevorrichtung …

Kallfass Planing Feeder

… sowie der Hochleistungseinzug in die Vorhobelung

Weitere aktuelle Projekte

Als aktuelle Hobelwerksprojekte nennt Haist die Lieferungen an Rettenmeier Baltic Timber in Lettland mit einem maximalen Hobelvorschub von 400 m/min sowie das komplexe Hobelwerk von Dold in Buchenbach/ DE, das auf zwei Stockwerken installiert wird.

best wood Schneider, Rettenmeier Baltic Timber und Dold sind nur ein kleiner Auszug an aktuellen Projekten. Kallfass berichtet von einer derzeit guten Auftragslage und einer ungebrochen hohen Nachfrage.

Text und Bilder: Martina Nöstler, Holzkurier Ausgabe 17/2024
Kallfass at Ligna.23

Positiver Messeverlauf

Über eine sehr hohe Besucherfrequenz konnten sich die Verantwortlichen bei Kallfass auf der Ligna in Hannover freuen. Besonders positiv stimmte das Messeteam die vielen konkreten Anfragen – von der Sägewerkstechnik bis hin zu Brettsperrholz-Projekten.

Nach vier Jahren Pause freute man sich bei Kallfass auf der Ligna wieder über einen sehr positiven Verlauf. „Wir hatten eine starke Besucherfrequenz. Wir konnten vor allem Kunden und Interessenten aus dem deutschsprachigen Raum und Europa bei uns am Messestand begrüßen. Aber auch internationales Publikum, wie aus Südafrika oder Australien, war bei uns vertreten“, berichtete Kallfass-Geschäftsführer Hans Haist.
Kallfass at Ligna.23

Kallfass berichtete auf der Ligna von vielen guten Gesprächen und konkreten Anfragen.

Kallfass at Ligna.23

Konkrete Anfragen

Besonders erfreut zeigte sich das Kallfass-Messeteam über viele konkrete Anfragen von neuen und bestehenden Kunden. „Wir konnten speziell ein hohes Interesse an Brettsperrholz-Projekten ausmachen. Aber auch unsere Sägewerks- und Hobelmechanisierung waren gefragt“, resümierte Haist. Im Gegensatz zu den Jahren davor, waren vor allem die ersten Tage sehr stark frequentiert. Gegen Ende der Woche verlief es ruhiger als sonst, wie auch andere Aussteller auf der Ligna berichteten.

Auf der Ligna zeigte Kallfass drei Exponate: die eigene Brettsperrholz-Presse, einen Roboter für das Befüllen von Leistenmagazinen sowie den bewährten Tongloader® (s. Holzkurier Heft 18, S. 30). Die CLT-Presse punktet vor allem mit einer hohen, vertikalen Presskraft mit 1 N/mm2 sowie einer gleichmäßigen Druckverteilung über die gesamte Platte. Um dies zu erreichen, setzt Kallfass vier Zylinder je Pressreihe ein. Der Tongloader® dient zum Eintakten unterschiedlich dicker Bretter bei gleichzeitiger hoher Produktionsgeschwindigkeit in Sortier- und Hobelwerken. Die Leistung liegt hierbei bei bis zu 240 Takten pro Minute. Der Tongloader® kann bei nasser und trockener Ware eingesetzt werden. Großen Anklang fand auch das patentierte Roboterhandling für das Stapeln mit Leistenlegung. „Die Befüllung der Leistenmagazine mittels eines Roboters erhöht die Leistung und die Taktzahl“, erklärte Haist.

Kallfass at Ligna.23

Kallfass zeigte auf der Ligna seine CLT-Presse – für BSP-Projekte erhielt man viele Anfragen.

Die Auftragsbücher bei Kallfass sind gut gefüllt: Im Juni startet die Montage einer Boxensortierung im Sägewerk Wolf in Deutschland. Eine solche liefert der Mechanisierungsspezialist zudem an Eurolegnami in Italien, genauso wie an das Sägewerk Blanc in Frankreich. Ebenfalls im Juni installiert Kallfass bei Rettenmeier Baltic Timber in Lettland die komplette Mechanisierung für ein Hobelwerk inklusive einer Bündelanlage. Die Vorschubgeschwindigkeiten erreichen dort bis zu 350 m/min.

Text und Bilder: Martina Nöstler, Holzkurier
Holzkurier Nr. 22/2023

Kallfass CLT Press, BSP Presse

Ausreichend Druck auf jedem Quadratmillimeter

Mit seiner CLT-Presse erfüllt Kallfass die hohen Ansprüche, die Brettsperrholzproduzenten an eine flexible Fertigung stellen. Das Verbinden der Platten erfolgt nach dem Nullfugenprinzip. Die Prozesssicherheit steht an oberster Stelle. Um eine hohe Plattenqualität und gute Zulassungswerte zu erzielen, darf es hier keine Kompromisse geben.

In der Vergangenheit realisierte der Automationsprofi Kallfass aus Klosterreichenbach/DE bereits umfangreiche Mechanisierungen für die CLT-Produktion, wie im KLH-Werk im österreichischen Wiesenau oder auch für verschiedene Stora Enso Werke in Ybbs und Bad St. Leonhard in Österreich und Gruvön in Schweden. Die daraus gewonnenen Erfahrungen ließ Kallfass letztes Jahr in die Anlagenkonfiguration bei Stora Enso in Ždirec/Tschechien einfließen. Zum ersten Mal wurde ein Gesamtkonzept aus Mechanisierung und eigener CLT-Presse angeboten und ein weiteres Projekt mit CLT-Presse ist bereits in der Umsetzungsphase bei best wood Schneider in Meßkirch.

Pressen mit maximaler Sicherheit

Schnittstellen zu minimieren ist in jedem CLT-Werk eines der zentralen Ziele. Der Schritt zur eigenen CLT-Presse bietet Kallfass nun die Möglichkeit bei Brettsperrholzproduktionen als Hauptlieferant aufzutreten und die Fertigung mit einem abgestimmten Steuerungskonzept optimal zu vernetzen. Die Prozessdaten und -parameter der CLT-Presse können auf dem Leitrechner protokolliert und archiviert werden. Zur Pressung wird der maximal 600 mm hohe Presskuchen aus kreuzweise verleimten Einschichtplattenlagen über ein Förderband in die aus mehreren Presssegmenten bestehende Kallfass CLT-Presse gefahren. Die Fördereinrichtung ist reversierbar, um Retourfahrten oder Notpressungen bei Störfällen möglich zu machen. Dadurch wird kein wertvolles Rohmaterial verschwendet und eine gewisse Flexibilität in der Produktion erreicht.

Kallfass CLT Press, BSP Presse

Flexibler Pressdruck

Das Verpressen von Ein- zu Mehrschichtplatten erfolgt mit niedrigen Toleranzwerten von nur maximal 0,1 mm. Diese Nullfuge wird über eine sehr hohe vertikale Presskraft mit 1N/mm² in Kombination mit einer gleichmäßigen Druckverteilung über die gesamte Plattenfläche erzielt. Damit der Druck auf jedem Quadratmillimeter ankommt, werden pro Pressreihe vier Zylinder eingesetzt. Der Druckaufbau wird automatisch geregelt und auf die jeweilige Plattengröße angepasst, dabei wird das elastische Verhalten von Holz mitberücksichtigt. Es werden außerdem nur die Aggregate und Pressstempel angesteuert, die für das Plattenmaß benötigt werden. Ein schnellerer Druckaufbau wird durch eine Vorpositionierung der Pressstempel erreicht. Sollen Holzlamellen verpresst werden, bietet Kallfass seine Presse noch zusätzlich mit einem Querdruck an.

Eine Presse für viele Formate

Die CLT-Presse von Kallfass verpresst im Durchlauf Plattenlängen von 8.000 bis 16.000 mm und Breiten von 2.000 mm bis 3.600 mm. Auf Kundenwunsch können die einzelnen Platten nach dem Pressvorgang automatisch an der Trockenfuge abgeschoben und wieder vereinzelt werden, ehe sie an Schleifmaschinen oder Portalbearbeitungsanlagen zur weiteren Verarbeitung übergeben werden. Stehen Wartungsarbeiten an, lassen sich zum Schutz des Bedienpersonals die Presstempel in den oberen Endlagen mechanisch verriegeln. Ein durchgehender Laufsteg oberhalb der Presse gewährleistet einen guten Zugang zur Hydraulik und Elektrik.

Kallfass CLT Press, BSP Presse

Kallfass CLT Presse

Quelle: Wood Biz Africa
Ausgabe 25

Kallfass Maschinenbau

Der Nordschwarzwald und seine Weltmarktführer

Der Schwarzwald ist nicht nur eine Tourismus-Hochburg, sondern auch ein Entwicklungszentrum im Bereich der Holzverarbeitung. Zahlreiche Weltmarktführer und Maschinenbauer aus der Region sind in dieser Branche tätig. Das Forum Weisstanne berichtete darüber in seinem Jubliäumsmagazin.

Das Forum Weisstanne, ein ehrenamtlich geführter Verein zur Verbesserung der Marktsituation der Schwarzwälder WEISSTANNE, gab im September zu seinem 25-jährigen Jubiläum das Magazin Faszination Weißtanne heraus. In über 40 Berichten geht es um das Bauen, die Architektur und das Marketing rund um das regionale Holz. Ein Beitrag widmet sich dem Nordschwarzwald und seinen Weltmarktführern im holztechnologischen Maschinenbau, dazu zählen die Firmen Linck, Kallfass, Homag und Schmalz.

Hier ein Auszug aus dem Artikel:

Der Nordschwarzwald – Weltmarktführer beim Maschinenbau für Holzbe- und verarbeitung

Der wald- und holzreiche Nordschwarzwald wird gerne oft als attraktive Tourismus-Region oder als boomende Wald- und Holzregion apostrophiert. Schön, und es stimmt auch! Aber es ist zu kurz gesprungen. Der Nordschwarzwald ist auch eine Erfinder-Region. Die meisten Deutschen kennen den Fischer-Dübel und viele wissen auch, dass er im Schwarzwald erfunden und produziert wird. Außerhalb des Schwarzwaldes ist aber oft zu wenig bekannt, dass der Nordschwarzwald ein Erfinder- und Entwicklungszentrum von Holzbe- und verarbeitungsmaschinen ist.

Der bekannteste Erfinder dürfte dabei wohl Max Himmelheber sein. Max Himmelheber, geboren 1904 in Karlsruhe wuchs in einer Schreinerei auf und konnte es quasi nicht mit ansehen, dass Mengen von Holzspänen weitgehend ungenutzt blieben. So tüftelte schon in jungen Jahren der spätere Elektroingenieur an Nutzungsmöglichkeiten für Holzabfälle. In den 1930iger Jahren erfand dann Max Himmelheber die Spanplatte. Eine „Zeitenwende bei der Holzverwertung“ würde man heute sagen. Himmelheber hat dann in Baiersbronn ein Unternehmen gegründet und Spanplattenfabriken in der ganzen Welt errichtet. Insgesamt vergab Himmelheber Produktionslizenzen an rund 80 Firmen.

Das war aber nur ein Anfang des Maschinenbooms für Holzbe- und verarbeitung im Schwarzwald. Heute gibt es hier zahlreiche Maschinenfabriken für diese Branche.
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Kallfass GmbH – Maschinen plus Automation, Klosterreichenbach, Landkreis Freudenstadt

Seit 1949 entwickelt und produziert KALLFASS in Klosterreichenbach/DE Maschinen und Anlagen für Sägewerke und die holzverarbeitende Industrie weltweit. Die Lösungen von Kallfass sind kundenspezifisch und reichen von der Beschickung kleiner Prozesseinheiten bis zur Mechanisierung kompletter Produktionslinien zum Sägen, Hobeln, Verleimen, Pressen oder Sortieren von Schnittholz.

Als familiengeführtes Unternehmen in dritter Generation beschäftigt KALLFASS am Hauptsitz Klosterreichenbach im Nordschwarzwald und einem weiteren Produktionsstandort in Wernigerode (Sachsen-Anhalt) zusammen ca. 120 Mitarbeiter. Die Entwicklung, Konstruktion, Fertigung, Montage und Programmierung der Anlagen werden komplett im eigenen Hause durchgeführt.

Holz birgt durch seine zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten viel Potential zur Weiterentwicklung. KALLFASS hilft seinen Sägewerkskunden innovative Produktideen und spezielle Produktionsanforderungen in die Praxis umzusetzen und entwickelt maßgeschneiderte, vollautomatisierte Prozess- und Anlagentechniken. Zahlreiche Neuentwicklungen wurden durch KALLFASS zur Serienreife gebracht.

So eine Erfolgsgeschichte schrieb auch die KALLFASS Mehrfachablängsäge. 1965 konzipiert, zählt sie heute mit ihrer Präzision und Flexibilität im Holzzuschnitt zu den marktführenden Mehrfachablängsägen der Branche und wird in Zuschnittanlagen, Sortier- oder Hobelwerken integriert. Ein weiteres Erfolgsbeispiel ist die bewährte KALLFASS Boxensortieranlage. Schnittholz kann in unterschiedlichen Dimensionen platzsparend in großen Boxen zur weiteren Verwendung zwischengelagert werden. So werden aus unterschiedlichen Brettern eines Stammes später Pakete mit gleicher Abmessung und Qualität.

Mehrfachablängsäge mit vier Sägen, multiple cross-cut saw with four trimmer saws

Mehrfachablängsäge mit 4 Sägeaggregaten

Kallfass Boxensortierung, box sorter, bin sorter

Sortierung mit Schrägboxen

Quelle: Forum Weisstanne, Jubiläumsausgabe 2022
www.weisstanne.info

Zaunpfähle anspitzen, Gehrungsschnitt

Vom Schnittholz zum Gartenholz

Egal ob als Terrasse, Sichtschutzzaun oder Hochbeet. Kaum ein Garten kommt ohne den Rohstoff Holz aus. Die Anforderungen an die Produktion von Gartenholz sind so vielfältig wie der Rohstoff selbst. Sägewerke, die neben gängigen Schnittholzprodukten auch ein spezielles Gartenholzsortiment im Programm haben, benötigen eine Anlagenkonfiguration, die klassische Bearbeitungsschritte mit speziellen Veredelungsprozessen flexibel kombinieren kann.

Kallfass bietet für die Holzweiterverarbeitung schlüsselfertige Mechanisierungskonzepte an und integriert Profilfräsen zum Anfasen von Zaunbrettern, Hobelmaschinen zum Riffeln von Terrassendielen, Incisor-Anlagen zur Vorbereitung für die Imprägnierung und Kappsägen zum Anspitzen (Post Pointing) von Zaunpfählen.

Hier ein Praxisbeispiel zur Installation einer Zaunfertigungslinie auf engem Raum: Das Rohmaterial gelangt von der Vakuumentstapelung zur Mehrfachablängsäge, um die benötigten Längen zu erzeugen. Geht weiter zur Post Pointing Anlage zum Anspitzen der Zaunpfähle und durchläuft anschließend eine Profilfräse zum Anfasen oder Anfräsen eines Radius am Brettkopf. Die Kanthölzer werden jetzt noch vereinzelt, gehobelt und gebündelt. Gefolgt von einer Stapel- und Umreifungsanlage. Das ist nur ein Installationsbeispiel von vielen. Auf Wunsch können noch Qualitätsbewertungssysteme sowie Geräte zum Etikettieren und Markieren und Incisor-Anlagen in die Konfiguration aufgenommen werden.

Die Weiterverarbeitung von Schnitt- zu Gartenholz ist oft ein personal- und zeitintensives Nadelöhr. Mit einem durchdachten, automatischen Produktionskonzept, können manuelle Tätigkeiten auf ein Minimum reduziert und die Fertigungsleistung vervielfacht werden.

Kanthölzer werden im Durchlauf gewendet und mit einem Gehrungsschnitt an 4 Kappsägen zu Zaunpfählen angespitzt

Anfräsen eines Radius am Brettkopf

Holzkurier 09/2022

Manueller Beurteilungskettenförderer

Alles unter Kontrolle

In der Weiterverarbeitung von Schnittholzware sind Produktqualität und Produktionsauslastung die entscheidenden Wirtschaftsfaktoren. Durch die Integration qualitätsbeurteilender Systeme in den Fertigungsprozess wird der Automationsgrad erhöht und damit gleichzeitig die Auslastung optimiert.

Optimiertes Auskappen in einer vernetzten Fertigung

KALLFASS hat ein Schnittstellenkonzept erarbeitet, dass die verschiedenen Softwaresysteme einer Produktionslinie miteinander vernetzt und damit eine direkte Kommunikation zwischen den einzelnen Prozessen ermöglicht. Ein Beispiel: Der im Sortierwerk installierte Waldkantenscanner ermittelt die Brettdimension mit Länge, Breite, Stärke und eventuell Qualität, erkennt fehlerhafte Stellen wie Astlöcher oder Waldkanten und gibt diese Messergebnisse als Kappinformationen direkt an die KALLFASS Trimmersäge weiter. In der Regel arbeiten Trimmersägen nur mit voreingestellten Rasterlängen aber durch eine zusätzliche Ausstattung der Anlage mit einem servogesteuerten, flexiblen Nullanschlag vor dem Trimmer, können Fehlerstellen präzise auf den Punkt, mit minimalen Holzverlusten gekappt werden.

Als Alternative zum Scannen kann ein KALLFASS-Beurteilungskettenförderer zur manuellen Qualitätsbeurteilung der Schnittware eingesetzt werden. Jedes Brett wird einzeln aufgenommen und um 180° gedreht auf dem Transport wieder abgelegt. Der Bediener kann das Holz von allen Seiten betrachten und einem Merkmal zuordnen.

Manueller Beurteilungskettenförderer

Alternative zum Scannen: Die manuelle Qualitätsbeurteilung der Schnittware mit dem KALLFASS-Beurteilungskettenförderer.

Holzkurier 13/2021

Mechanisierung Upgraded

Mechanisierung upgraded

Dank Automatisierung flexibler und schneller produzieren

Schneller, einfacher, flexibler, das sind die Anforderungen an eine moderne Schnittholzfertigung, die für unterschiedliche Produktdimensionen ausgelegt ist. Um das zu erreichen, muss das Produktdenken in ein Prozessdenken umgewandelt werden, denn Prozesse lassen sich aktiv beeinflussen.

Der Automatisierungsspezialist Kallfass aus Klosterreichenbach/DE analysiert die Produktionsziele und Rahmenbedingungen des Kunden, die den Automatisierungsgrad der Anlage definieren. Denn die Gleichung zwischen Sägewerkskapazität und Investitionsumfang muss stimmen.

Roboter versus Personalkosten

Zu den möglichen Upgrades in der Automatisierung zählt der Einsatz eines Roboters, der ein personalaufwendiges „Pick & Place“ Handling übernehmen kann. Gerade bei Produktionen mit großen Chargen pro Schnittholzdimension, kann sich diese Investition durch die Einsparung an Personalkosten rasch amortisieren.

Seit letzten Jahres bietet Kallfass ein vollautomatisches Leistenhandling an. Das zeitaufwendige Befüllen der Leistenmagazine wird von einem Roboter übernommen, der die Bestückung fast ohne Personalaufwand in konstanter Taktzahl durchführt. Zusätzlich kann vor der Magazinbefüllung noch ein Leistenscanner eingesetzt werden, der die Qualität der Leisten beurteilt. Nur geeignete Leisten werden vereinzelt, paketiert und dann für die Roboterbefüllung bereitgestellt.

Roboterbefuellung_Leistenmagazine

Roboterlösung zur automatischen Befüllung von Leistenmagazinen

Holzkurier 34/2020

BSP Prozess Know-How

Alle Lösungen aus einer Hand
Das Thema „Brettsperrholz“ nimmt im modernen Holzbau an Bedeutung zu. Die BSP-Produktion ist komplex und beansprucht viel Platz. Bei Anlagengrößen von bis zu 200 m Länge und 80 m Breite muss nicht selten auf der „grünen Wiese“ begonnen und die Fertigungshalle gleich mitgeplant werden.

Der Maschinenbauer Kallfass, Klosterreichenbach/DE, im Nordschwarzwald sieht sich als Lösungspartner und übernimmt für seine Kunden auch die komplette Planung des Projekts. Produktionslinien – vom Keilzinken von Holzlamellen zu Einschichtplatten bis zum Verkleben und Verpressen von Einschichtplatten zu Brettsperrholzplatten – wurden in verschiedenen Konfigurationen bereits in Deutschland, Österreich und Skandinavien realisiert. Dank langjähriger Prozesserfahrung, gelingt es Kallfass Schnittstellen in seiner vollautomatischen Mechanisierung zu minimieren und alle Komponenten zu einer leistungsstarken Produktionslinie zusammenzufügen.

Neu im Programm ist die Kallfass BSP-Presse. Im Fokus der Entwicklung stand eine hohe Genauigkeit und Qualität des Endprodukts sowie das zuverlässige Erreichen einer Nullfuge unabhängig von Produktabmessungen.

Die preislich attraktive Kallfass BSP-Presse verbindet Einschichtplatten mit Längen von 8 bis 20 m zu Mehrschichtplatten

Das Herzstück der Kallfass Taktpresse bildet ein Hydraulikkonzept, das auf einer quasi-isobaren Pressung basiert, bei der nicht nur ein Vertikaldruck, sondern auch ein Querdruck aufgebaut werden kann. Selbst bei einer maximalen Plattenbreite von 3,6 m gewährleistet die Druckregelung einen konstanten Pressdruck von mindestens 1 N/ mm2 auf der gesamten Plattenfläche. In Verbindung mit schnell bindenden Polyurethan-Klebstoffen und einer vollautomatischen Beschickung/ Entleerung werden so kurze Zykluszeiten und eine maximale Produktionskapazität ermöglicht.

Massanzuege Aus Metall

Maßanzüge aus Metall

Das Unternehmen Kallfass aus Wernigerode baut Anlagen für Sägewerke in der ganzen Welt. In diesem Jahr visiert das Unternehmen 23 Millionen Euro Umsatz an.

Die Kallfass GmbH – Maschinen plus Automation in Wernigerode hat ihren Platz auf dem Weltmarkt gefunden. Seit 26 Jahren baut der Harzer Ableger des Schwarzwälder Mutterbetriebes in Klosterreichenbach im Harz Spezialmaschinen zur Schnittholzverarbeitung. Errichtet werden die Anlagen auf der ganzen Welt. In diesem Jahr wollen die Harzer erstmals die Umsatzmarke von 23 Millionen Euro knacken. Wenn gerade eine fertige Anlage ausgeliefert wurde, wirkt die Werkhalle im Gewerbegebiet Stadtfeld auf den ersten Blick eher überschaubar. Man vermutet dann nicht, dass hier Anlagen von teilweise bis zu 100 Meter Länge, 20 Meter Breite und 10 Meter Höhe gebaut werden, die auf der ganzen Welt gefragt sind.

Schon viele Anlagen haben gut verpackt ihren Weg von Wernigerode an ihren neuen Bestimmungsort angetreten. Für einige ging es nach Österreich, auch nach Schweden wurden Maschinen geliefert. Eine weitere Anlage haben die Wernigeroder in Südafrika selbst aufgebaut. Die Firma Kallfass liefert eben nicht nur die Hardware, sie errichtet die Anlagen auch vor Ort. „Unsere Mitarbeiter arbeiten je nach Größe der Anlage dann schon mal für Monate fern der Heimat. So wie beispielsweise Chefelektriker Volker Lüdicke, der schon mal über den Jahreswechsel nach Südafrika fliegt und dort den Aufbau für mehrere Wochen betreut. Wer bei uns arbeitet, der muss auch gerne reisen“, erklärt Betriebsleiter Enrico Goldhahn.

Goldhahn hat sein Handwerk bei Kallfass gelernt, ist mittlerweile Meister für Maschinenbau und nach kurzen Intermezzi bei anderen Firmen vom Chef des Schwarzwälder Stammhauses, Ernst Kallfass, wieder ins Harzer Unternehmen zurückgeholt worden. Der 40-Jährige weiß, dass die Auslandseinsätze für Außenstehende ein bisschen nach Urlaub aussehen. Dem sei aber nicht so. Zeit sei nun mal Geld. Und daher müssten Monteure und Elektriker auch beim Aufbauen immer einen sehr engen Zeitplan einhalten. Alle Anlagen, auch die bereits fertig montierten, müssten zudem auch regelmäßig gewartet werden. Die Maschinen aus dem Harz sind nichts von der Stange. Jede sei auf ihre Art ein „Rolls Royce“, sagt Enrico Goldhahn (Betriebsleiter bei Kallfass GmbH in Wernigerode). Es gebe keine Anlage ein zweites Mal. Auch nicht jene vollautomatisch arbeitenden, die im Industrie-Zeitalter 4.0 von den Harzern zunehmend gebaut und errichtet werden. Man braucht hier nur noch einen Code einzugeben, dann stellen sich diese Maschinen auf das jeweilige Produkt ein. „Manchmal bauen wir sehr große Anlagen auf, und danach entsteht erst die Halle dafür. Wir bauen quasi Maßanzüge aus Metall. Das ist schon etwas Tolles, etwas Einmaliges“, sagt Goldhahn

Ihren Ruf als eingespieltes Team haben sich die Kallfass-Leute über Jahre hart erarbeitet. Sie verstehen sich auch als solches. „Wir sind als Unternehmen sehr sozial eingestellt. Wir übernehmen für unsere Mitarbeiter die Kindergartenbeiträge, zahlen eine Zusatz-Krankenversicherung, bieten Jobfahrrad sowie ein ausgezeichnetes Arbeits- und Gesundheitsmanagement. Fluktuationen wie bei anderen Firmen gibt es hier nicht. … Wir sorgen seit Jahren dafür, dass uns der hoch qualifizierte Nachwuchs nicht ausgeht“, erklärt Goldhahn mit Verweis auf die Ausbildungsergebnisse seiner Lehrlinge. Die gehörten durchweg zu den Jahrgangsbesten. Kein Wunder also, dass die Fertigkeiten der Mitarbeiter und die Kallfass-Anlagen „made in Germany“ auf der ganzen Welt einen sehr guten Ruf genießen. So wie die Anlagen, die in Wernigerode gebaut werden, immer größer wurden, sind auch die Produktionshallen gewachsen. Zweimal – in den Jahren 2000 und 2010 – wurden die Flächen in Wernigerode um Erweiterungsbauten vergrößert. Die Belegschaft hatte sich damit verdoppelt.

Generell liegt der Exportanteil bei etwa 75 Prozent. Gebaut wird für Auftraggeber auf der ganzen Welt. Nord- und Südamerika, Frankreich, Schottland, Niederlande, aber auch Australien stehen auf der Liste der Auftraggeber. Geliefert wird auf der Straße immer „just in time“. Die Zusammenarbeit mit einer Spedition aus Harzgerode mache das möglich. Das habe sich bewährt, so Goldhahn.

Die nächsten Anlagen werden in Österreich, Litauen und der Schweiz errichtet. Eine Sortiermaschine hier, ein Hobelwerk da, eine Stapellinie dort. Und immer wieder auch in Russland. Hier sind die Wernigeroder anders als die Elektromaschinen-Branche nicht so stark vom Handelsembargo mit Russland betroffen. Das sei ein sehr wichtiger Markt, der sich auch in den Auftragsbüchern niederschlage. Die seien mit Aufträgen für die nächsten eineinhalb Jahre insgesamt gut gefüllt.

An beiden Standorten, im Stammhaus in Klosterreichenbach im Schwarzwald und in Wernigerode im Harz, stehen die Zeichen daher klar auf Expansion. Im Schwarzwald hat sich das Unternehmen gerade mit dem Erwerb einer weiteren Betriebsstätte erweitert. Im Harz wird ebenfalls über eine Vergrößerung der Kapazitäten nachgedacht. In ihrer Branche sind die Maschinenbauer von Kallfass europaweit die Nummer Zwei.

 

Text von Frank Drechsler, Harzer-Wirtschschaftsblatt September/Oktober 2019